Zum Inhalt springen

Wert und Zahl

Nach dem der letzte Artikel mit einem Zahlenwert endete, bot sich der Titel Wert und Zahl förmlich an. Eigentlich müsste er ja Wert und Menge lauten, wobei auch das falsch wäre. Die Hand ist keine von uns verschiedene Menge, selbst wenn es eine Menge Finger an einer Hand sind. Da auch Vögel mit relativ kleinen Hirnen zählen können, dürfte der Mensch schon immer zählen können, seitdem es ihn gibt. Mehr als ein Ding zu haben und das zweite Ding als Nahrungsreserve zu verbuddeln beherrschen schon Eichhörnchen. Und Eichhörnchen würde ihre Nahrung nicht verstecken, wenn es ihnen nichts Wert wäre.  Ja selbst das Verstecken signalisiert ja bereits, dass hier schon bei diesem kleinen Säuger die Reflektion vorhanden ist, dass es auch für andere von Wert sein könnte. Tatsächlich gibt es Interaktion des Scheinversteckens zwischen beobachtenden Raben und Eichhörnchen. Sprich eine Wahrnehmung der Art, ich weiß das du mich beobachtest, also tue ich so, dass ich es da verstecke und wenn du weg bist, dann verstecke ich es woanders, weil du nicht weißt, dass ich weiß. Natürlich würde unser Eichhörnchen das niemals so formulieren.

Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, dass ein Großteil der Menschheit nicht intelligenter und denkfähiger ist, als jenes Eichhörnchen. Manches erscheint einem so, wie der Kampf um bloße Zahlen nach einem Aktion und Reaktionsmuster, welches in keinem Deut besser ist oder vielleicht sogar noch dümmer als das Handeln jenes Eichhörnchens. Die Gehaltsspiele, die in der Gesellschaft getrieben werden, dass das Rumfahren im Kreis mit Verbrennermotoren das millionfache Wert ist als das ehrenamtliche Fahren eines Rettungswagens, findet seinen Gipfel dann darin, wenn der Rennfahrer von der Rennstrecke von einem ehrenamtlichen Rettungswagenfahrer ins Krankenhaus gefahren wird.  Der eine bekommt wie gesagt 0 Cent und macht es freiwillig und der andere bekommt zur Belustigung der Zuschauer Millionen Euro. Das ganze nennen wir dann Wirtschaftskraft und wir haben kein Geld dafür den ehrenamtlichen Rettungssanitäter zu bezahlen. In der Wirtschaftsstatistik taucht der Sanitäter auch gar nicht auf und legale Steuerhinterziehung des Rennfahrers ist so wichtig, dass sich Monaco um seinen Wohnsitz mit Steuervergünstigungen buhlt oder der Kauf von Sachwerten über Steueroasen einer Leasinggesellschaft eher statistisch erfasst werden können. Die Zahlen verdecken hier Werte.

In der zehnten Klasse hatte ich einen Mathematiklehrer nach einem Schulwechsel, der laut seiner Aussage gemeinsam mit Otto Hahn im Kriegsgefangenenlager saß.  Ich denke, daß er meine Fragen nach Zahlen und Unendlichkeit und Null, deswegen nicht als bloßen Nonsens abtat und er hatte gar keine so schlechten Antworten. Die Größe der Unendlichkeit mit einer Linie die ich in unendliche viele Punkte teilen kann und die Fläche die ich in unendliche viele Linien teilen kann und den Raum, den ich dann in unendlich viele Flächen teilen kann, zu beantworten. Die Antwort würde ich heute  erweitern um die Antwort, dass der Raum unendlich viele Zeiten hat, aber wir nur in einer Raumzeit sind. Bei allen Unterteilungen, die wir ersinnen könnten, wären diese Unterteilungen immer noch innerhalb dessen, was ist und das was ist, gibt es nur ein einziges Mal. Selbst wenn es unendliche viele Parallelwelten gäbe, so gälte das auch für all diese Welten. Wir können nicht doppelt leben. Wir sind Gefangene unserer Zeit. Es gibt uns als Art nur einmal und es gibt keine zweite Menschheit. Es gibt darin auch keine zweite Chance. Wir haben als Menschheit nur einmal die Möglichkeit unsere Zukunft zu gestalten. Zahlen können dabei Hilfsmittel sein, aber siehe obigen Sanitäter, nur dann wenn sie richtig bezogen werden. Vom Wert her ist der Sanitäter dem Rennfahrer als Zahl jeweils eine 1 im Sinne von einem ungeteilten Menschen und jeder zugeordnete Gehaltswert ist falsch. Weder ist der Sanitäter 0 Euro wert noch ist der Rennfahrer Millionen wert.  Solange wir so mit Menschen umgehen, haben wir keinen Begriff von dem Einzelnen in unserer gesamten Menschheit. Aber auch die bloße Anzahl aller Menschen ist nicht unser Wert. Der Wert des Einzelnen ist ein sehr heikles Thema. Im salomonischen Urteil wird der Wert des Kindes dadurch ermittelt, das jene Mutter, die der Zweiteilung des Kindes zustimmt, was ja dessen Tod bedeutet, nicht die Mutter sein kann. Auf der anderen Seite, könnte das salomonische Urteil auch ein Fehlurteil sein, denn Mütter haben für ihren eigenen Nachwuchs ein feines Gespür. Die basedowsche Krankheit ist zum Teil genetisch bedingt und kann zu Psychosen führen.  Hinterher wurde ein Massenmörder durch das salomonische Urteil zur Erziehung durch die Nichtmutter erst ermöglicht. Niemand kennt auch den Namen des Soldaten, der Archimedes getötet hat. Es ist offensichtlich so, dass uns nicht jeder Mensch gleich viel Wert ist. Dennoch ist es die einzig mögliche vernünftige Setzung, denn der Wert für die Menschheit stellt sich manchmal erst nach einem gelebten Leben heraus. Auch das äußere Erscheinungsbild oder auch die körperlichen Fähigkeiten mögen nichts sagen und Denker wie Stephen Hawking hätten vor fünfhundert Jahren keine Chance gehabt.

Damit die Art unabhängig vom Raumschiff Erde wachsen könnte und die Anzahl beliebig steigt, müssten wir zum Beispiel auf dem Mond beweisen, daß wir ohne Nachschub von der Erde da draußen irgendwo überhaupt existieren könnten. Solange wir das nicht können, haben wir ein empfindliches sensibles Raumschiff, das wir pfleglich behandeln sollten. Aber das ist der Ölindustrie und den damit verbundenen Zahlenjägern relativ egal. Der Rennfahrer dreht lieber seine Runden und lässt sich im Zweifel vom Rettungssanitäter von der Straße kratzen. Die Gier nach der großen Zahl ist da unendlich. Der menschliche Wert und der Wert für die Menschheit ist aber stark zu bezweifeln.

Zahlen sind kein Wert.
Zahlen zählen.