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Kirkuk

Irgendwie hoffe ich ja, dass ich mich irre. Ich kenne mich in der Region auch nicht aus. Was von vom 15.10.2017 auf den 16.10.2017 passierte war zu einfach. Ich vermute der Iraq, die Türkei und der Iran werden keine Freude daran haben.

Zum Hintergrund muss gesagt werden, das ich schon soviel weiß, dass Kirkuk unter den kurdischen Peshmerga noch eine der sicheren Städte im Irak war. Die Kurden haben es geschafft die Stadt ab 2014 zu befrieden, sodaß es dort ruhiger und friedlicher als in Bagdad war. Als nun die irakischen Truppen einrückten ist ein Großteil der Bevölkerung wohl aus der Stadt geflohen. Der Gouverneurssitz wurde von Milizen eingenommen, die der ISIS in den Bildern ganze Ehre machen. Die Irakische Armee fängt auch sofort an die kurdischen Symbole abzureissen. Man scheint einen glorreichen Sieg errungen zu haben. Es geht das Gerücht um, dass Barzani Kirkuk an den Irak verkauft hätte. Enno Lenze hält das Gelinde gesagt für Blödsinn und ich schließe mich der Meinung an.

Aber was passiert dann dort? Ich befürchte die Kurden haben schon lange einen Plan in der Tasche. In der kurdischen Wikipedia steht „In Kurdistan sind Guerillas mehr als PKK bekannt (ARGK, HPG). PDK und PUK Kräfte sind auch als Peshmerga bekannt.“ und ich habe den Verdacht, dass die einzelnen kurdischen Kampforganisation so unterschiedlich gar nicht sind. Im Krieg stirbt als erstes die Wahrheit und die Kurden befinden sich schon verdammt lange im Krieg.

Wenn wir unsere Streitkräfte in Marine, Armee oder Luftwaffe trennen können, warum sollten die Kurden nicht ihre Streitkräfte auch sortieren können. Nur eben ganz anders, weil sie nie einen eigenen Staat hatten. Auch bei der US-Luftwaffe kann es vorkommen, dass sie die Landstreitkräfte unter Friendly-Fire nimmt, aber niemand käme auch nur annähernd in dem Moment auf den Gedanken, dass sich Luftwaffe und Armee gegenseitig bekämpfen.

Propagandatechnisch macht es aus kurdischer Sicht Sinn eine Gesamtstrategie gar nicht aufkommen zu lassen, aber was wäre wenn es anders ist? Nähmen wir an die Peshmerga haben sich tatsächlich zurückgezogen und der Propagandastreit darüber, dass die PKK dort geblieben ist, ist gewollt. Dann würde dies aber für Kirkuk bedeuten das der Guerillakrieg dort geplant ist.

Sollte diese Vermutung stimmen, dann haben wir einen jahrzehntelangen Brandherd im Nordirak und die Kurden kämpfen schon solange, dass ich ihnen zutraue in Jahrzehnten zu denken. Möglicherweise liegen auch Pläne für Erbil und alle andere Orte bereit, wenn sie von ihren Feinden erobert werden sollten. Niemand aber auch wirklich niemand, darf sich einbilden, dass die Kurden aufgeben werden. Die Eroberung von Kirkuk war viel zu einfach und das lässt vermuten, dass dort etwas anderes passiert.

Das bedeutet aber wohl auch, wenn ich mich nicht irre, das in den nächsten Jahrzehnten viel Blut fliessen wird. Und wenn die Irakis nicht wieder Senfgas wie unter Saddam Hussein schmeissen, wird es wohl ihr Blut sein, das fliessen wird, sie wissen es wohl bloss noch nicht.